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Großartiges Wechselspiel mit Mozart und Händel

Stücke, die die triumphale Wirkung von Musik zum Thema haben, standen am Sonntag im Linzer Brucknerhaus im Zentrum: kirchliche Cäcilienmusik von Georg Friedrich Händel in Bearbeitungen von Wolfgang Amadeus Mozart.
Heinz Ferlesch interpretierte dabei genauer gesagt mit seinem Chor Ad Libitum und dem Barockensemble Barucco “Alexanderfest” und die “Ode auf St. Caecilia”.

Es entstand ein faszinierendes Hin und Her: Man horte Händel und doch weder nicht. Man glaubte Mozarts Orchestrierungskunst zu entdecken und war doch im barocken Vorbild gefangen. Der Chor Ad Libitum agierte mit praziser Artikulation, brillanter Klanglichkeit und Impulsivität. Packend gestaltete Barucco diese eigenwillige Partitur und beseelte sie mit edlem Klang und großer Bandbreite. Mit der fein intonierenden und wunderschön phrasierenden Sopranistin Yeree Suh, dem nicht minder gekonnt die Phrasen spinnenden Tenor Mario Lerchenberger und dem lyrisch eleganten und kraftvoll zupackenden Bariton Yannick Debus standen Ferlesch flexible Solisten zur Seite. Er selbst spornte zu Höchstleistungen an und leitete ein Drei-Stunden-Konzert, das fulminant beklatscht wurde.
(Michael Wruss, OÖN, 26.9.2023)

Brucknertage abseits des großen Meisters

Monteverdis “Marienvesper” mit dem Chor Ad Libitum in der Stiftsbasilika St. Florian.
Das zweite große Konzert der Brucknertage galt einem Werk, das Anton Bruckner möglicherweise, aber sicherlich nicht komplett kennen konnte, da die erste Gesamtausgabe der Neuzeit erst 1932 entstand. Es handelt sich um Claudio Monteverdis “Vespro della Beata Vergine”, die 1610 in einem ausladenden Sammeldruck quasi als Bewerbungsschreiben gedruckt wurde. […]
Dirigent Heinz Ferlesch musizierte dieses Kompendium der damals möglichen Stile am Montag fulminant in der Stiftsbasilika St. Florian mit dem Chor Ad Libitum, dem herausragenden Ensemble Barucco und einem fein zusammengestellten Solistenensemble. Dabei gelang es vorzüglich, die enorme Bandbreite dieses Werks zu beleuchten, sowohl was die unterschiedliche, bis zum zehnstimmigen Doppelchor expandierende Besetzung anbelangt, als auch die Mischung des um 1600 auftretenden neuen monodischen Stils und der “alten” Vokalpolyphonie.

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Dabei geht es nicht bloß um Effekte, sondern tatsächlich um die Umsetzung der auch am Übergang zum Barock bereits höchst bedeutsamen Affekte.

Das meisterten die Solisten – Christian Andersson und Cornelia Horak (Sopran), Tore Tom Denys und Bernd Oliver Fröhlich (Tenor) sowie Matthias Helm und Ulfried Staber (Bass) – in aller Vielfalt hervorragend. Genauso der Chor Ad Libitum, der sich ideal auf die vielfältigen Aufgaben einstellte, in unterschiedlichen Besetzungen agierte und höchst textdeutlich wie fein phrasierend diese großartige Musik inszenierte.

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Heinz Ferlesch war der brillante Kommunikator zwischen den Gruppen und gestaltete die einzelnen Sätze mit ihren sehr unterschiedlichen Charakteren überaus überzeugend.

Fazit: Eine faszinierende Wiedergabe von Monteverdis meisterhafter Marienvesper.

(Michael Wruss, OÖN, 15.8.2023)